Historischer Ortsrundgang

16. Haus
Dickescheid

Gegenüber der „Alten Schule“ steht das Haus der Familie Dickescheid (Fritz Dickescheid).

Über dem Torbogen stand die „Schöne Dromersheimerin“, eine Muttergottesfigur aus dem Jahre um 1420.

Diese Figur stand ursprünglich in der gegenüberliegenden Petruskirche.

Der Abriss der Kirche und auch die Säkularisation[1] veranlassten die Bürger, diese Figur zu verstecken. Im Haus Fritz Dickescheid wurde sie in einer Holzkiste unter dem Heu versteckt.

Nach Jahren fand man die Figur wieder und sie erhielt ihren Platz über dem Torbogen des Hauses Dickescheid. 1904 erschien ein Interessent, der diese Figur kaufen wollte. Nach mehreren Absagen ließ sich Herr Dickescheid doch überreden, die Figur für 500 Goldmark zu verkaufen.

Die Madonna wurde in eine Kiste verpackt und Heinrich Josef. Dickescheid brachte diese selbst zur Bahn. Als er dafür ein Goldstück (ca. 20Mark) erhielt, war er sehr überrascht. Zu Hause angekommen sagte er: „Ich glaube wir haben einen großen Fehler gemacht“.

Wahrscheinlich veräußerte der Käufer die Statue für 5000 Mark und schließlich landete die Figur im Jahr 1907 für 30.000 Mark in Berlin. Später dann sollen von einem anderen Museum 50.000 Reichsmark geboten worden sein. Sie wurde im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum unter dem Namen „Madonna mit dem Kinde auf der Mondsichel“ ausgestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Kunstwerk mit vielen anderen Ausstellungsstücken des Museums in einem Bunker untergebracht, welcher jedoch während des Krieges durch Bomben zerstört wurde. Seitdem fehlt von der Madonna jede Spur. Zur 1200-Jahrfeier von Dromersheim im Jahr 1954 ließ die Spar- und Darlehenskassse von dem Bildhauer und Künstler Adam Winter eine Reproduktion schaffen, die heute in der Pfarrkirche aufgestellt ist.


[1] Einziehung von Kirchengütern durch die Franzosen/französische/napoleonische Truppen Anfang des 19. Jahrhunderts