25.1 Die Kirchenfenster
Bunte Glasfenster sind für eine Barockkirche ungewöhnlich. Die Mehrzahl der Barockkirchen besitzen lichte weiße Fenster, damit der Kirchenraum hell erleuchtet ist. Die bunten Fenster sind erst 1892 bis 1897 eingesetzt worden. Die Epoche des Barocks war längst vergangen und wir befanden uns in der Zeit des Historismus.
Fünf Fenster wurden von der Familie Hensel gestiftet. Auf dem St. Paulusfenster (rechts neben dem Hochaltar) ist die Inschrift „Zur Erinnerung d. Eheleute Friedrich Josef Hensel u. Maria Antonia geb. Schmidt Dromersheim 1892“ zu lesen.
Friedrich Josef Hensel war von Beruf Ölhändler und Landwirt. Da das Ehepaar zur Zeit der Stiftung nicht mehr lebte, dürfte deshalb der Zusatz „Zur Erinnerung“ angebracht worden sein.
Das Bild im Fenster zeigt St. Paulus auf dem Areopag, einem Felsen in Athen. In einem Halbbogen erkennen wir die Bischofsmütze (Mitra) des damaligen Mainzer Bischofs Paulus Leopold Haffner mit seinem Wappen.
Links neben dem Hochaltar ist das St. Petrusfenster. St. Petrus kniet vor dem Herrn Jesus Christus und empfängt die Schlüssel zum Himmel. Als Stifter ist Friedrich Josef Hensel, Pfarrer zu Heßloch genannt, er war der jüngste Sohn der Familie Hensel.
Ebenfalls in einem Halbbogen ist die Tiara (Papstkrone) und das Wappen des damaligen Papstes Leo XIII. abgebildet. In diesem Fenster wird auch der Hersteller, die Mannheimer Glasmalerei Kribitsch und Voege, benannt.
Ein weiteres Fenster im Chorraum zeigt die Hl. Mutter Anna mit Maria. Als Stifterin wird hier die Tochter Maria Appolonia genannt, das dritte Kind der Familie Hensel.
Gegenüber, links im Chorraum, ist das Josephfenster. Es zeigt Joseph sitzend mit dem Jesusknaben. Die Stifterin ist Maria Christina Hensel, ebenfalls eine Tochter der Familie Hensel (zweites Kind).
Ein fünftes Fenster zwischen der Kanzel und dem Seitenaltar (über der Pieta) zeigt das Allerheiligste Herz Jesu. Es wurde von dem ältesten Kind der Familie, Peter Jacob Hensel, gestiftet, der nach Chicago ausgewandert ist.
Das Fenster vor der Kanzel über dem linken Seiteneingang zeigt St. Rochus. Das Bild ist stark an das bekannte Goethe-Bild in der Binger St. Rochuskapelle angelehnt. Angeblich ist es das einzige bunte Rochusfenster im Raum Bingen.
Gegenüber dem rechten Seiteneingang entdecken wir im Fenster die Hl. Elisabeth mit dem Rosenwunder. Für die beiden letztgenannten Fenster gibt es keine Angaben über die Stifter und das Stiftungsjahr.
Auf der Empore rechts befindet sich ein einfach gestaltetes Fenster, welches die Hl. Cäcilia darstellt. Dieses Fenster wurde von Andreas Hartmann im Jahre 1897 gestiftet. Ebenfalls auf der Empore links erkennt man in dem Fenster den Hl. Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm. Es wurde von Katharina Schmitt im Jahr 1897 gestiftet. In der Rückwand der Empore zeigt das Fenster im oberen Drittel einen Kranz, eingerahmt von einem ovalen bunten Strahlenkranz. Im Zentrum des Kranzes erkennt man einen kleinen ovalen Kranz mit dem Jesusmonogramm „I H S“.